Warum liest niemand Deine Bandinfo?

Manchmal sitze ich vor dem Konzert noch bei einem Kaffee, gucke mir die Monatsprogramme der Clubs und Kneipen durch und stelle fest, dass mein Hirn schon nach wenigen Zeilen der jeweiligen Pressetexte und Konzertankündigungen abgeschaltet hat. Woran liegt das? Ich lese mir das Programm schließlich freiwillig und interessiert durch – und WILL es lesen und die Information verstehen. Warum weiß ich nach dem Lesen oft nicht, was in dem Text gesagt wurde?

Für mich gibt es zwei Hauptgründe:

  1. Die Pressetexte klingen alle ähnlich bis gleich
  2. Die Bandinfos sind meistens sterbenslangweilig

Zu 1: Besonders bei Coverbands fällt auf – Die „Stimmen harmonieren“, sind „ausdrucksvoll“, die Gitarristen spielen „virtuos“ und es „rockt“ und „groovt“ und „bekanntes wird neu interpretiert“ und „arrangiert“, fast immer auf „die ganz eigene Art“. Das mag ja (oft) stimmen, ich setze es aber bei einer Band, die Konzerte spielt, voraus. Wer würde denn einer Band zuhören wollen, deren Stimmen unharmonisch dissonant gegeneinander reiben, deren Gitarristen „eher mittelmäßig“ sind und deren Programm langatmig und schlecht getimed ist? Die wenigsten – aber merkste was? Eine solche Bandinfo würde sich von den anderen wenigstens abheben und ich würde sie zu Ende lesen und vielleicht aus reiner Neugier das Konzert besuchen.

Zu 2: Der Schlagzeuger kam von der Blockflöte über das Akkordeon zur Trommelei? Mit 11 Jahren hat er angefangen? Die Sängerin mag Hunde und Radfahren? Die Band geht oft gemeinsam schwimmen? Die Hauptwohnsitze der einzelnen Bandmitglieder (meist unbedeutende Vororte halbwegs bekannter Kleinstädte) werden vollständig aufgezählt? *gäääähn*… Man sollte nicht glauben, wie viel völlig nutzlose Information in mancher Bandinfo untergebracht wird – fast bekommt man den Eindruck eine Kontaktanzeige der jeweiligen Personen zu lesen. Das interessiert doch nur die Väter und Tanten der Band.

Nun stellt sich natürlich die Frage: Wie schreibt man eine interessante Bandinfo, die auch gelesen wird?

Ganz sicher bin ich mir auch nicht, auf jeden Fall denke ich man sollte es anders machen als alle anderen und sich auf die eigenen Talente konzentrieren. Ich selbst beispielsweise verstehe mich gut darauf, spontan völlig abstruse Lügengeschichten zu erfinden und diese mit todernster Miene vorzutragen – andere schreiben eine Bandinfo in Gedichtform. Das kann jeder halten wie er will – meine persönlichen Grundregeln hierzu lauten jedenfalls

  1. Schreibe anders als andere
  2. Sei auf gar keinen Fall langweilig
  3. Ob der Inhalt Deiner Bandinfo wahr ist – völlig egal.

Als kleine Inspiration präsentiere ich hier die gerade fertig verfasste Bandbio für mein Duo „WilderPilger & Jürgen Hoffmann“, die dem Leser und potentiellen Konzertbesucher gaaanz genau erklärt, was beim Konzert zu erwarten ist und auch zu 100% der Wahrheit entspricht. Verbesserungsvorschläge? Anregungen? Kritik? Einfach in die Kommentare schreiben!

WilderPilger und Jürgen Hoffmann sind die letzten lebenden Nachfahren von Johann Sebastian Bach. Nicht des Komponisten, sondern des Erfinders der Luftschlange, der 1877 verarmt und vereinsamt in Dresden verstarb. Die Familie Bach wird bis heute von einem Fluch verfolgt, den Johann Sebastian heraufbeschwor, als er seine Luftschlangen um den Sarg des Pharaos Tutanchamun legte und sich so den Zorn des Anubis zuzog. Nicht des ägyptischen Gottes, sondern des Braumeisters Anton Anubis, der schwor die gesamte Familie Bach in seinen Braukesseln zu ertränken.

Aus diesem Grunde sehen alle Nachfahren der Bachs aus wie Obelix, der ja auch als Kind in den Kessel mit dem Zaubertrank gefallen ist – gemeinsam sind WilderPilger, Jürgen Hoffmann und Obelix die Statur und die Schnauzbärte, voraus haben die beiden Gitarristen dem Gallier eine tiefe Liebe zur Musik. Das Programm besteht aus ägyptischen, gallischen und angloamerikanischen Volksliedern, die von den beiden Luftschlangen in unnachahmlich fesselnder Weise vorgetragen werden und die auch einem Troubadix zur Ehre gereicht hätten – wenn es ihn denn wirklich gegeben hätte. Zum Glück sind die beiden Musiker keine fiktiven Figuren, sondern leibhaftig lebendig, lobenswert lustig und lange überfällig.

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