Stell Dir vor es ist Konzert – und keiner geht hin.

Kurz und knapp: Der Veranstalter hat das Konzert im „Jungegger’s Café und Bar“ heute Abend abgesagt – 6 Stunden vor Veranstaltungsbeginn. Die Begründung für die Absage ist: „Kartenvorverkauf: Null.“. Die Tageszeitung hat wohl vergessen, eine Konzertankündigung zu drucken. Hierzu habe ich folgendes zu sagen:

Jungegger's - 2013 (Foto von Alex Mackle)
Jungegger’s – 2013 (Foto von Alex Mackle)

Zuallererst: Eine so kurzfristige Absage halte ich für inakzeptabel. Sie ist unfair gegenüber allen Gästen, die gekommen wären und heute Abend vor verschlossenen Türen stehen müssen, auch wenn es nur wenige wären. Sie ist außerdem unfair gegenüber den Musikern, die nun keine Möglichkeit mehr haben, sich für heute Abend einen anderen Brötchengeber zu suchen. Ich möchte Euch sagen, dass wir Musiker ausdrücklich betont haben, das Konzert spielen zu wollen, unabhängig von der Zahl der zu erwartenden Gäste – wir spielen für 5 Zuschauer genauso gern wie für 500. Wir entschuldigen uns ausdrücklich dafür, dass das Konzert nicht stattfinden kann.

Wir verstehen, dass ein Veranstalter wirtschaftlich denken muss und Kosten für Personal, Strom und GEMA hat. Wir verstehen allerdings nicht, warum wir als Band das finanzielle Risiko des Veranstalters auf Null reduzieren sollen, wo wir doch schon über die Tatsache, dass wir ohne Festgage aufgetreten wären, am finanziellen Risiko stark beteiligt waren. Uns wird durch diese Absage gezeigt, dass die Wertschätzung unserer Leistung beim gleichen Wert liegt wie der Kartenvorverkauf – bei Null.

Noch ein Wort zu den Konzertbesuchern: Um solche Situationen vermeiden zu helfen, könnt Ihr etwas tun. Reserviert im Vorfeld Plätze, kauft Karten im Vorverkauf und lasst uns Musiker und Veranstalter wissen, wenn Ihr vorhabt, ein Konzert zu besuchen! Auf Facebook, auf Twitter – wo auch immer. Vielleicht hätten die Veranstalter dann etwas mehr Planungssicherheit für Konzerte. Es gab mal den Spruch „stell Dir vor es ist Krieg und keiner geht hin“. Heute möchte ich das umformulieren: „stell Dir vor es ist Konzert und keiner geht hin“. Wir brauchen Eure Unterstützung und sind dankbar für jeden, der uns hilft in diesem Geschäft zu überleben.

 

5 Gedanken zu „Stell Dir vor es ist Konzert – und keiner geht hin.

  1. Viele Wirte, die mit Veranstaltungen ihre Gastronomie aufpeppen wollen, kennen ihre Hausaufgaben nicht. Allein die Zeitungsankündigung hilft nicht viel. Die Bewerbung geht schon am Tresen, bei den Stammgästen los. Wenn die nicht zu überzeugen sind, dann ist das Konzept eh Quark. Wer das Risiko den Künstlern allein überlässt, steht eh nicht hinter den Künstlern, kennt seine Verantwortung nicht, sondern erhofft sich nur billigen Umsatz. Solche Wirte und Orte sollte man meiden.

  2. „Wirte, die mit Veranstaltungen ihre Gastronomie aufpeppen wollen“/müssen, sollten zunächst alles daran setzen, durch die eigene Küchen- und Serviceleistung zu überzeugen und Gäste/Kunden ans Haus zu binden!
    Wobei ich jedoch oft auch nicht die Künstler verstehe!
    Kein Gig ohne Vertrag!
    Und da stehen unter anderem auch die Stornobedingungen drin.

    Euren Ärger kann ich gut nachvollziehen!
    Zieht daraus die Konsequenzen!

    Christian
    Wirt

  3. @Jogi: Es ist richtig, dass die Zeitungsankündigung allein sowieso nichts nützt. Wenn ohne Zeitungsartikel keine Gäste kommen – dann läuft etwas schief.
    @Christian: „Kein Gig ohne Vertrag“ ist prinzipiell ein guter Ansatz, allerdings sollte man bedenken, dass ein Vertrag auch nur dann etwas bringt, wenn man bei Nichteinhaltung auch die Durchsetzung der Ansprüche finanziell und zeitlich tragen kann. Außerdem ist es so, dass ich bei einem Veranstalter, mit dem ich seit Jahren problemlos zusammenarbeite, nicht für jeden neuen Termin die Notwendigkeit eines neuen Vertrages vermute. Vielleicht sollte ich das nochmal überdenken…

  4. Genauso ist es! Und eben diese Tatsache hat mich zu diesem Artikel bewogen. Ich habe auch schon erlebt, dass mir ein Konzert abgesagt wurde und ich im Nachhinein von Gästen, die das Konzert besuchen wollten, erfahren habe, dass der Veranstalter behauptete, ICH hätte wegen Krankheit abgesagt. Eine bodenlose Frechheit!

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