6 Irrtümer: Ist die GEMA böse?

Ich unterhalte mich oft mit Kollegen, Veranstaltern und Bekannten über meinen Beruf. Früher oder später dreht sich das Gespräch meist auch um das Thema „GEMA“ und dabei fällt mir immer wieder auf, welch schlechter Ruf dieser Verwertungsgesellschaft anhaftet. Nun frage ich mich, wie es kommt, dass fast 100% der Menschen, die keine GEMA – Mitglieder sind, zum einen nur eine sehr vage Ahnung davon haben, was diese überhaupt tut, und zum anderen der einhelligen Meinung sind die GEMA „gehöre abgeschafft“ und betreibe „nur Geldschneiderei“. Da die Presseabteilung der GEMA offensichtlich unfähig ist, mit weit verbreiteten Irrtümern aufzuräumen oder wenigstens ihrer Verwertungsgesellschaft nach außen ein positiveres Gesicht zu geben, möchte ich hierzu einige Dinge erklären.

Ich bin als Komponist und Texter seit vielen Jahren Mitglied der GEMA und kann fast nur positives berichten. Ich beginne jedoch mit dem negativen, denn das ist schneller erzählt:

Die Verteilung der Gelder an die Mitglieder halte ich für undurchsichtig bis ungerecht, allerdings kann ich hier nur auf sehr dünnem Eis wandeln, weil mir selbst der genaue Durchblick im Abrechnungssystem fehlt. Mein Verlag ist so nett, die komplette Abrechnung und Reklamation (natürlich gegen Gebühr) zu übernehmen, daher kümmere ich mich darum nicht. Ich kann nur den Eindruck wiedergeben, den ich habe: Diejenigen, die sowieso einen Löwenanteil der Gelder erhalten, bekommen ganz automatisch im Verteilungsschlüssel noch mehr zugeschoben. Ob das nun ungerecht oder sinnvoll ist, mag jeder selbst beurteilen.

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Es überwiegt für mich das positive: Die GEMA überweist mir jedes Jahr Geld dafür, dass ich meine Kompositionen öffentlich aufführe. Und nicht nur 50 Euro. Es handelt sich fast um die Hälfte meiner Jahreseinnahmen. Wer würde sich schon darüber beschweren? Ich weiß: Diejenigen, die dieses Geld an die GEMA bezahlen sollen! Aber langsam, immer schön der Reihe nach… lasst mich zuerst ein  paar Irrtümer aufzählen:

  • Es ist ein Irrtum, dass die GEMA deine Kompositionen „schützt“. Dein  Recht an Deinen Musikstücken ist in Deutschland durch das Urheberrecht geschützt und ist nicht übertragbar. Du bleibst auch als Mitglied der GEMA im vollen Besitz der Rechte an Deinen Kompositionen. Sie treiben nur das Geld für Dich ein, wenn irgendjemand (auch Du) Deine Lieder spielt.
  • Es ist ein Irrtum, dass die GEMA nur für die „großen“ Komponisten da ist. Jeder Komponist oder Textdichter kann Mitglied der GEMA werden. Und wenn die Kompositionen öffentlich aufgeführt werden, bekommen auch die „kleinen“ ihr Geld.
  • Es ist ein Irrtum, dass die GEMA YouTube – Videos sperrt. Viele Musikvideos sind nicht verfügbar, weil YouTube sich standhaft weigert, von den riesigen Werbeeinnahmen eine angemessene Vergütung an die GEMA für die Streams zu bezahlen, die diese dann an die Urheber der Musik ausschütten könnte. YouTube / Google sind hier die „Bösen“, jedenfalls meiner Meinung nach.
  • Es ist ein Irrtum, dass man selbst für seine Musik an die GEMA bezahlen muss, wenn man sie öffentlich aufführt. Wenn die Band selbst ein Konzert veranstaltet, muss sie auch selbst die dafür anfallenden GEMA – Gebühren bezahlen, das müsste sie aber auch, wenn sie AC/DC covert – wenn sie aber gegen Honorar z. B. bei einem Stadtfest oder in einem Club auftritt, übernimmt der Veranstalter die Gebühren.
  • Es ist ein Irrtum, dass die GEMA horrende Gebühren von den kleinen Eckkneipen verlangt und sie damit in den Ruin treibt. Gut, hier lehne ich mich weit aus dem Fenster, weil ich das nicht mit harten Zahlen belegen kann, aber ich weiß, wie viel man für ein Beispielkonzert wie folgendes bezahlen müsste: Kleiner Club, 50 Gäste, 0 Euro Eintritt, Eine Band mit GEMA – pflichtigem Programm. Die Gebühren hierfür liegen im unteren zweistelligen Bereich. Und ganz ehrlich: Wer keine 30 – 50 Euro für das veranstaltete Konzert an die GEMA überweisen kann, weil ihm hierfür die Einnahmen fehlen, macht evtl. bei der Organisation des Ganzen irgendetwas falsch. Auweia, jetzt bekomme ich bestimmt Prügel von den Veranstaltern, die das hier lesen… [edit: das aktuelle Tarifdatenblatt für Veranstaltungen mit Unterhaltungsmusik findet man hier. Die Gebühren liegen gerade mal bei 5% der Ticketeinnahmen. Danke für den Hinweis, Christina Lux!]
  • Es ist ein Irrtum, dass ohne die GEMA Musikveranstaltungen leichter wirtschaftlich durchzuführen wären und es mehr davon gäbe. Die Gebühren der GEMA machen nur einen kleinen Teil der Gesamtkosten aus. Der Löwenanteil entfällt auf Künstlergagen, Saalmiete, Versicherungen und alles, was sonst noch so an Organisationskosten anfällt. Oder glaubt Ihr, dass ohne GEMA mehr Konzerte organisiert würden? Natürlich nicht. Das Problem der Konzertveranstalter ist die Freibiermentalität, nicht die GEMA. „Was, das Konzert kostet 2 Euro Eintritt? Für 4 Bands? Das ist mir zu teuer, da gehe ich wieder.“ Verdammte Geizkragen…

Meiner Meinung nach ist die GEMA für uns Komponisten und Textdichter die einzige Möglichkeit, in diesem Geschäft lngfristig Geld zu verdienen. Die unmögliche Erwartungshaltung, dass Musik heute überall kostenlos verfügbar sein muss, ist mir ein Dorn im Auge. Wer mit Hilfe von Musik seine Umsätze steigert oder überhaupt erst generiert, soll gefälligst an die Komponisten einen Teil abgeben. Das gilt für YouTube, für Stadtfeste und für Radiosender, für CD-Kopierer und kleine Eckkneipen gleichermaßen. Wenn Ihr das anders seht, dann stellt Euch einfach vor, wie Ihr Eure Samstagabende verbringen würdet, wenn die „Ware“ Musik nicht verfügbar wäre, weil kein Komponist mehr für seine Arbeit Geld bekäme…

  • Discothek mit Freunden, ein paar Cocktails und Tanzen: Aber ohne Musik! Vielleicht könnte man ja ein Hörspiel auflegen? Ach nein, das ist ja auch urheberrechtlich geschützt. Also Stille.
  • Irish Pub, ein paar Guinness und Spirituosen: Aber kein „Whisky in the jar“, weil nur GEMAfreie Musik gespielt würde
  • Die lange Autobahnfahrt, aber im Radio nur Nachrichtensendungen.

Und was hat nun die GEMA damit zu tun? Ganz einfach: Sie sorgt dafür, dass Madonna von den Millionen, die mit ihrer neuen Single umgesetzt werden, einen Teil abbekommt. Und auch dafür, dass ICH, wenn ich mit MEINEN Kompositionen in einer Kneipe auftrete, einen Teil der Einnahmen für meine kompositorische Leistung bekomme. Die Gage ist für die Darbietung, nicht für die Komposition! Sonst müsste ich ja jedesmal, wenn ich Knockin‘ on heaven’s door gröle, einen Teil meiner Gage an Bob Dylan abgeben. Wäre blöd, oder? Würde irgendein Musiker noch auf die Bühne gehen, wenn er die Vergütung für seine Coverversionen selbst an die Urheber abführen müsste? Und würde irgendein Komponist noch komponieren, wenn er dafür keine Vergütung mehr bekäme? Denkt mal darüber nach… besonders die, die immer auf die GEMA schimpfen: Stell Dir einfach vor, wie Dein Leben ohne Musik wäre, dann weißt Du auch, was sie in Wirklichkeit wert ist.

Doch genug geflamed, abschließend ein Rat an alle Musiker, die nur Covers spielen: Füllt doch bitte nach jedem Konzert eine Musikfolge (GEMA – Liste) aus und schickt die gesammelten Listen gegen Ende des Jahres an die GEMA. Das würde die Verteilung der Gelder nicht nur gerechter machen, weil man genauer wüsste, was tatsächlich auf den Bühnen gespielt wird, sondern auch langfristig den Helene Fischers und Dieter Bohlens das Wasser abgraben. Die bekommen nämlich nur so viel Kohle von der GEMA, weil Ihr Covermucker zu faul seid, der GEMA zu schreiben, dass Ihr gar nicht „Atemlos“ gespielt habt bei Euren letzten 50 Konzerten! Es schadet sicher auch nicht, wenn Ihr bei Euren Konzerten ein paarmal meine Komposition „Oneclap“ spielt, sie ist eines der vielseitigsten meiner Werke, die sich ausgezeichnet als perkussives Element eignet. Wenn Ihr sie nur auch auf die Liste schreibt!

Zweiter und letzter Rat, an die Musiker, die selbst komponieren und ihre Songs auch öffentlich aufführen: Werdet GEMA – Mitglieder! Der Jahresbeitrag ist momentan glaube ich bei 35 Euro, das ist glaube ich zu verschmerzen. Und wenn Ihr dann bei Euren 20 Konzerten im Jahr Eure 10 Songs spielt – und danach eine Musikfolge einschickt (!) – dann kommt von der GEMA Geld! Wird überwiesen auf EUER Konto! Vielleicht sind es 100 Euro, vielleicht auch 1000 Euro. Das weiß man nie so genau… aber es reicht auf jeden Fall, um mal mit der Band anständig einen trinken zu gehen, und das allein sollte es Euch schon wert sein.

Ich für meinen Teil kann nur über die GEMA – Hasser den Kopf schütteln, denn die meisten haben nicht die geringste Ahnung, wogegen sich Ihr Zorn eigentlich richtet. Sie lesen im Netz irgendwelche Halbwahrheiten wie „GEMA verlangt 1000 Euro von Seniorenkaffeekränzchen fürs Singen von Weihnachtsliedern“ und glauben sie dann. Das meiste, was darüber geschrieben wird, ist absoluter Bullshit, aber die Menschen glauben ja heute sogar, dass Senioren ihre „Wohnung gekündigt wurde, um Flüchtlinge einzuquartieren“ und dass man „iPhones für 5 Euro“ auf Facebook kaufen kann, wenn man nur seine Kreditkartennummer angibt. Aber solche Schwachköpfe haben es wahrscheinlich gar nicht bis zum Ende dieses Textes geschafft – und lesen diesen schönen Schlusssatz leider gar nicht mehr.

19 Gedanken zu „6 Irrtümer: Ist die GEMA böse?

  1. Ich stimme Deiner Argumentation zwar in einigen Bereichen zu, aber da die GEMA de facto Monopolist ist, gibt’s da leider auch die entsprechenden Auswüchse, die das Monopolisten-Dasein so mit sich bringt: Versuch‘ z. B. mal, als Nicht-GEMA-Mitglied eine CD oder DVD Deiner eigenen Werke bei einem deutschen Presswerk herstellen zu lassen – da treibt die GEMA-Vermutung aber fröhliche Urstände!

    Wenn die GEMA sich um die Einnahmen ihrer Mitglieder kümmert, ist das nur recht und billig – aber wie von Seiten der GEMA mit Nicht-GEMA-Mitgliedern umgegangen, gemahnt verdächtig an den Umgang mit der Vorratsdatenspeicherung: Einfach erst mal alle unter Verdacht stellen. Das ist genau so, als müsstest Du als Nicht-ADAC-Mitglied erst mal den expliziten Nachweis Deiner Nicht-ADAC-Mitgliedschaft erbringen, bevor Du auf eine deutsche Autobahn fahren darfst.

    Hinzu kommt, dass die GEMA wie jeder anständige Monopolist zur Gängelung neigt, denn sie vertritt stets das Gesamtwerk des jeweiligen Künstlers. Einmal Mitglied, immer Mitglied; Du selbst hast keine Chance zu entscheiden, ob Du manche Deiner Songs als GEMA-freie Musik behandelt haben möchtest.

    Ich war selbst jahrelang GEMA-Mitglied und habe irgendwann festgestellt, dass für mich die Nachteile die Vorteile auf Dauer überwiegen und bin ausgetreten – und ich habe den Schritt bis heute nicht bereut; allerdings habe ich sozusagen auch ein anderes „Anwendungs-Szenario“ als Du.

    By the way: Man kann übrigens ganz hervorragend Parties oder Kneipenabende mit GEMA-freier Musik bestreiten – Der GEMA-Stempel ist nämlich kein Gütesiegel! 😉

  2. Welche „fröhlichen Urstände“ denn? Für’s Presswerk muss man nur in ein GEMA-Formular eintragen welche Stücke auf die CD kommen. Sind die GEMA-frei, hat’s sichs damit. Die GEMA-Vermutung ist nichts weiter als dem Verwerter die Beweislast zu übertragen, ob die von ihm genutzten/verwerteten Stücke lizenziert werden müssen, und zwar weil der Urheber, nicht die GEMA, das so will.

    Das „alle unter Verdacht stellen“ ist ja gerade das, was die GEMA ausmacht. Nur hast du es zu drastisch formuliert. Wenn die Beweislast nicht beim Nutzer, und zwar nur bei der öffentlichen/gewerblichen Nutzung, liegen würde, würde kaum noch ein Komponist den gerechten Obolus für seine Arbeit bekommen. Oder willst du uns tatsächlich weiss machen, die Leute würden gerne, grosszügig, fair und ganz aus freien Stücken die Komponisten und Textdichter entlohnen wollen? Unsinn, die letzten 20 Jahre haben das Gegenteil bewiesen, die Menschen drücken sich etwas zu bezahlen, wo sie können. Die Menschen nehmen sich, wenn sie die Möglichkeiten haben, umsonst was sie wollen. Und zwar hauptsächlich weil sie nicht verstehen…und auch weil sie nicht verstehen wollen. Der ADAC Vergleich hinkt da wohl ein wenig, da keiner die Leistungen des ADAC in Anspruch nehmen kann, der kein Mitglied ist. Du kannst ja mal den ADAC anrufen und wenn der Sachbearbeiter dich nach deiner Mitgliedsnummer fragt, ihm entgegnen: „Stellen Sie mich nicht unter Generalverdacht“ 😀

    Der Punkt mit der „ewigen Mitgliedschaft“ ist ebenfalls falsch. Nach einem Austritt ist das Material GEMA-frei. Zudem kann man Teile der Wahrnehmung inzwischen ausschliessen, sogar ganze Bereiche, wie z.B. die automatische Vervielfältigung. Dann bleibt nur noch der Livebereich übrig, oder eben umgekehrt. Momentan wird aber mit Hochdruck daran gearbeitet CC-NC Lizenzen in den GEMA Betrieb einzubinden, wegen der EU Direktive bezüglich Musiklizenzierungen. Dann wird sich wieder was ändern, so wie mit dem INKA-Abrechnungsverfahren, das uns kleine Mitglieder seit vorletztem Jahr merklich dickere Batzen abwirft. Das gesamte Verteilungsverfahren ist übrigens von der Mathematischen Abteilung der Universität Dortmund entwickelt worden, nur so als Fun-Fact.

    Beim letzten Punkt geb ich dir auch teilweise recht. Das GEMA-Siegel ist kein Gütesiegel, soll es auch garnicht sein. Allerdings beläuft sich der gesamtzirkulierende Teil der genutzten Musik, die GEMAfrei ist, geschätzt auf etwa 5 Prozent. Und GEMAfrei ist nunmal auch kein Gütesiegel. Etwa 2 Millionen Urheber weltweit und 67.000 in Deutschland lassen ihre Rechte durch die GEMA treuhänderisch vertreten. Deshalb zu dem letzten Absatz mal ein…“Naja, ist wohl eher Wunschdenken“.

    Grüße von jemanden, der durch die GEMA auch einen Teil seines Jahreseinkommens für (harte Arbeit) verdient und das GEMAgebashe sowas von satt hat!

  3. So ein Mist. Da gehe ich mal eine Stunde aus dem Haus und schon hat Tomski mir viele Worte aus dem Mund genommen. Danke für Eure Beiträge!

    @Sid:
    CDs mit eigenen Werken habe ich auch pressen lassen, bevor ich GEMA – Mitglied war. Es ist doch ein einfaches Procedere: Das Formular ausfüllen, an die GEMA schicken und schon trudelt beim Presswerk die Freigabe für die Pressung ein. Gar kein Problem. Auch bei meinem vorletzten Album war es easy: Alle Stücke von mir, GEMApflichtig, nur eins war eine Komposition von Jürgen Hoffmann („Moonwaltz“), der kein GEMA – Mitglied ist. Für meine Stücke kam die Rechnung, für „Moonwaltz“ nicht. Ich sehe hier kein Problem.

    Der ADAC – Vergleich hinkt gewaltig, finde ich. Schon alleine deshalb, weil der ADAC Beiträge für seine eigenen Leistungen eintreibt, und nicht für die seiner Mitglieder. Wenn es sowas wie den „Deutschen Verband der Abschleppunternehmen“ gibt, dann wäre der Vergleich passender: Der Verband verlangt pauschal einfach von allen Abschleppern Gebühren, es sei denn, sie könnten beweisen, dass sie keine Mitglieder sind… aber Unsinn, es ist ja eben nicht so. Und dass (wie Tomski schon richtig schrieb) fast 100% des musikalischen Materials, mit dem im Mainstream Geld verdient wird, GEMApflichtige Musik ist, macht die sog. „GEMA-Vermutung“ für mich zum gleichen Prozentsatz nachvollziehbar.

    Zum Thema „Gesamtwerk des Mitglieds“: Ich persönlich wüsste keinen Grund, eine meiner Kompositionen nicht von der GEMA vertreten zu lassen, aber das mag für Dich anders sein. Darf ich fragen, aus welchem (organisatorischen) Grund Du Dir wünschst, nur Teile Deines Gesamtwerkes vertreten zu lassen?

    Das mit dem Gütesiegel kann ich nur mit einem Augenzwinkern kommentieren, schließlich schließt mein kompositorisches Gesamtwerk so anspruchsvolle Stücke wie „Oneclap“, „Twoclap“, „Threeclap“ und „Fourclap“ ein. Ich bin sicher, dass es Publikum gibt, das von einer GEMAfreien, gelungenen, unbekannten Komposition gut unterhalten werden kann. Analog gilt dies ja auch für eine GEMApflichtige, gelungene, unbekannte Komposition. Am Ende lässt sich über die „Güte“ eines Stückes trefflich streiten, und zum Glück für viele Komponisten entscheide nicht ich (und auch Du nicht) über die Qualität eines Stückes… denn würde ich das tun, hätten viele zeitgenössische Künstler überhaupt kein „Lied“ im Repertoire 🙂

    Leute wie John Cage, der mit 4’33 ein Stück aus Stille erschaffen hat ( https://www.youtube.com/watch?v=JTEFKFiXSx4 ), wären nach Meinung von 90% der Bevölkerung überhaupt nicht als Komponisten zu bezeichen. Und es gibt die seltsamsten Geräuschkaskaden, die als Kompositionen gelten. Ob ich das gut finde? Eher nicht. Ich bin ein Popmusik – Fan. Aber ehrlich, wenn es Leute gibt, die für so einen Quatsch (nur meine Meinung!) Eintritt bezahlen und Konzerthäuser mit einer solchen Darbietung Geld verdienen, dann muss (sofern GEMApflichtig) auch Geld an den Komponisten fließen, egal wie besoffen er beim Komponieren von Stücken wie 4’33 war.

  4. @Tomski:

    Mein Lieblingsteil in Deinem Kommentar ist die Frage nach der Bereitschaft der Leute, für Musik Geld zu bezahlen, wenn sie sie auch umsonst bekommen können. Vor kurzem habe ich eine Facebook – Nachricht von einem „Fan“ erhalten, in der ich gefragt wurde, warum ich eigentlich nicht mit meiner Musik auf Spotify vertreten sei. Auf meine Frage, warum das gewünscht sei, war die Antwort: „Weil ich keine Lust habe, mir eine CD zu kaufen. Ich kann mir die Musik doch auch umsonst anhören.“

    Ich denke, ein Artikel über Streaming und die fehlende Vergütung für gestreamte Musik würde mir auch das Herz leichter machen, aber darüber haben in letzter Zeit gefühlt 10000 Blogger geschrieben. Die ganzen Infos muss ich erstmal verdauen und bewerten – zuallererst schnappe ich mir den „Fan“, der mein komplettes erstes Album auf YouTube hochgeladen hat, damit „den Pilger möglichst viele Leute hören können, ohne dass sie zum Konzert kommen müssen“…

    @all: Wenn Ihr also demnächst auf YouTube nach einem Song von mir sucht und da steht „Video gesperrt“, dann schimpft nicht auf die GEMA. Die waren das nicht, ICH war das.

  5. Danke. Noch ein Hinweis für die kleinen Clubs. Du hast das 0,- Euro Eintrittsbeispiel gegeben. Es gibt inzwischen den UK Tarif, der bei etwa 5% der tatsächlichen Ticketeinnahmen liegt und demnach immer bezahlbar ist. Früher konnte die m2 Regelung wirklich ein Problem sein. Missverhältnis. Ich will auch für Eintritt einen vernünftigen Deal. Den gibt es jetzt.

  6. Und noch was: ohne die Gemaeinnahmen vor allem von meinen Konzerten könnte auch ich nicht von meiner Musik leben. Außerdem steht mir inzwischen auch als ordentliches Mitglied eine Rente zu. Das ist eine gute Sache.

  7. Das ging schnell, einmal kurz gegoogelt (oder sagt man „gegoogled“?) und schon das Tarifdatenblatt gefunden: https://goo.gl/ViyXSC

    Sieht mir nach sehr vernünftigen Deals aus… ich habe die Information dem Artikel hinzugefügt. Wer mehr wichtige Infos beitragen kann ist herzlich eingeladen, diese hier in den Kommentaren zu posten. Ich werde sie dann dem Artikel hinzufügen, falls erlaubt!

  8. Erstmal danke für den kleinen Überblick zu dem Thema und den Bezug in die Praxis.

    Meinem Empfinden nach rührt der schlechte Ruf der GEMA vor allem daher, dass es medial (wie du selbst beschrieben hast) negativ assoziiert wird, da es nie um die Institution geht, sondern immer um die Gebühren. Ähnlich wie bei der GEZ wird hier eine Zwangsabgabe suggeriert und unsere „deutsche Mentalität“ gegenüber jeglichen Gebühren läuft Sturm.

    Eine Frage zu deiner Aussage „….Zweiter und letzter Rat, an die Musiker, die selbst komponieren und ihre Songs auch öffentlich aufführen: Werdet GEMA – Mitglieder!“

    Der zweite Teil deines Satzes ist wohl der erheblichste. Wer nur musiziert bzw. produziert und keine Auftritte spielt (wie ich), der wird durch den GEMA Schutz keinen erheblichen Mehrwert haben – richtig? Mal abgesehen davon, dass ich das große Glück habe (nicht missverstehen), dass ich von der Musik nicht leben muss.

  9. Wenn Du Stücke schreibst, diese produzierst und ein Verleger bringt sie bis zur Verwertung. Dann wäre es auf jeden Fall ratsam GEMA Mitglied zu sein. Es gibt durchaus Kollegen die nur schreiben, aber nicht selbst auf der Bühne stehen. Wichtig ist natürlich das es sich um deine eigene Komposition handelt. Für Neu-Arrangements gibts natürlich nix.

  10. Folgender Fall aus jüngster Vergangenheit: Ein Bekannter aus München möchte eine Hörspiel-CD veröffentlichen; für die musikalische Untermalung dieser CD kauft er mehrere lizenzfreie Titel von einem englischen Musiker, der zwar Mitglied der ACS (Artist’s Collecting Society – quasi das britische Pendant zur GEMA), gleichzeitig jedoch auch lizenzfreie Musik verkauft, was gemäß den Statuten der ACS auch problemlos möglich ist, da deren Mitglieder selbst entscheiden können, welche Veröffentlichungen sie der ACS melden wollen.

    Mit dem Kauf der Titel erhält mein Bekannter aus München auch die entsprechende Freigabeerklärung, geht damit ins Presswerk, füllt die entsprechenden GEMA-Anmeldung aus und erhält daraufhin eine Rechnung seitens der GEMA, da die Songs des englischen Künstlers laut GEMA gebührenpflichtig seien.

    Mein Bekannter teilt der GEMA schriftlich den Sachverhalt mit. Darauf folgt keine Antwort, sondern eine erste Mahnung. Mein Bekannter setzt sich mit der ACS in Verbindung, erhält dort auch innerhalb weniger Tage die schriftliche Freigabebestätigung, aus der klar hervorgeht, dass die von ihm erworbenen Titel bei der ACS nicht gemeldet und somit auch nicht gebührenpflichtig sind (unnötig zu erwähnen, dass der englische Musiker, von dem die Titel gekauft wurden, natürlich kein GEMA-Mitglied ist und sein Werk somit auch nie dort gemeldet hat). Dieses Schreiben lässt er der GEMA zukommen und erklärt, dass er die Rechnung der GEMA aufgrund dieses Sachverhalts nicht bezahlen wird.

    Es folgt eine zweite Mahnung der GEMA inklusive eines Schreibens, dass die Freigabe seitens des Urhebers und auch diesbezügliche Bestätigung der ASC für die GEMA unerheblich sei und man daher an der Rechnungsstellung festhalten würde.

    Mein Bekannter hat nun die Faxen dicke und schaltet einen Anwalt ein, der erst mal bei der GEMA nachfragt, aufgrund welcher Rechtsgrundlage sie in diesem Fall überhaupt die Gebühren erheben würde, da besagter englischer Künstler erstens überhaupt kein GEMA-Mitglied ist und zweitens sogar die ausdrückliche Freigabeerklärung der für diesen Künstler zuständigen nationalen Verwertungsgesellschaft vorliegt. Die Antwort der GEMA steht in diesem derzeit noch aus; notfalls wird die Angelegenheit gerichtlich geregelt.

  11. Unsere ehemaliges Label hat unsere Alben nicht nur in Deutschland, sondern international veröffentlicht. Auf den diesbezüglichen GEMA-Abrechnungen tauchten jedoch nur die nationalen Umsätze auf. 2 Jahre nach Veröffentlichung unseres 2. Albums fragte ich bei der GEMA schriftlich nach, ob und in welcher Form die internationalen Gebühren erfasst werden; gleichzeitig fügte ich eine Auflistung unserer internationalen Veröffentlichungen (aufgleistet nach Land, VÖ-Datum, Label, der jeweiligen nationalen Verwertungsgesellschaft und Auflagenhöhe bei). Auf diese höfliche Anfrage erfolgte keine Antwort, weshalb ich nach 4 Wochen nochmals nachfragte, woraufhin erneut keine Antwort erfolgte. 2 Monate später erfolgte eine erneute Nachfrage meinerseits per Einwurfeinschreiben, die ebenfalls unbeantwortet blieb.

    Insgesamt war ich 10 Jahre GEMA-Mitglied, und obwohl unsere Alben lt. Abrechnung des Labels im Ausland weitaus größere Umsätze als in Deutschland erzielten, habe wir von der GEMA keinen einzigen Cent an Lizenzgebühren aus dem Ausland gesehen, obwohl die GEMA mit allen uns bekannten ausländischen Schwestergesellschaften Gegenseitigkeitsverträge hat und wir auch die entsprechenden Umsatzzahlen vor Ort belegen konnten. Anfragen meinerseits blieben stets unbeantwortet, weshalb bei mir der Verdacht entstand, dass die GEMA an der Mitgliedschaft eines kleinen Indie-Künstlers kein größeres Interessen zu haben scheint und ich daher meine Mitgliedschaft kündigte.

  12. Es geht mir keinesfalls um GEMA-Bashing: Es gibt Künstler, für die das System GEMA bestens funktioniert, und ich gönne es jedem Musiker, der mit seiner Musik seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Meine Erfahrungen mit der GEMA waren trotz meiner durch sie erzielten Einnahmen eher mau, weshalb ich eben auch die entsprechenden Konsequenzen gezogen und auf weitere Einnahmen verzichtet habe: Auf Dauer war der Ärger das Geld nicht wert.

    Und „Nein“: Ich bin kein Freund der „Geiz ist geil“-Mentalität: Wer Musik hören will, soll – sofern der Künstler dies verlangt – gefälligst auch dafür bezahlen, ansonsten soll er die Mucke auch nicht hören, downloaden oder sonstigen Unfug damit treiben. Und schon gar nicht ungefragt die Musik anderer Leute ohne deren Genehmigung aus YouTube, in die Fratzenkladde oder sonstiges Social Network-Gedöns hochladen.

    Zur Frage vom Pilger, weshalb ich nur Teile meines Gesamtwerks von der jeweiligen Verwertungsgesellschaft vertreten haben möchte: Im Bereich Werbung möchten gerade mittelständische Kunden für Präsentationen, Firmenauftritte u. ä. lizenzfreie Titel erwerben, da sie fix kalkulieren müssen und keine etwaigen Folgekosten haben möchten. Daher will ich die Titel, die ich diesen Kunden anbiete, auch nicht bei der GEMA anmelden. Die Songs, die ich mit meiner Band veröffentliche, möchte ich hingegen anders behandelt sehen – aber das sind ja auch keine Titel, die ich nur exklusiv an einen einzigen Kunden verkaufe.

    Die Idee hinter der GEMA finde ich genau wie dunnemals Richard Strauss absolut wichtig und gut – ich hab‘ lediglich meine Probleme mit der Umsetzung durch eine nahezu schön behördenähnliche Institution. Wenn der Pilger & Tomski gute Erfahrungen mit der GEMA gemacht haben und mit den GEMA-Einnahmen einen nicht unerheblichen Teil ihrer Einkünfte bestreiten können, find‘ ich das klasse und gönne es Ihnen von Herzen. Aber wie so oft im Leben gibt’s halt kein System, das für alle Leute gleich gut funktioniert – und wenn bei einem derartigen System sogar Fachleute ein Problem damit haben, beim Verteilschlüssel durchzublicken, dann wirft das zumindest bei mir Fragen auf… 😉

  13. Leider habe ich ausschließlich Erfahrung mit den Live – Geldern, von Tonträgerlizenzgebühren habe ich keine Ahnung. Ich stimme Dir zu, dass die genannten Beispiele nicht gerade für die positive Seite der GEMA – Diskussion geeignet sind.

  14. Ich finde diese Geschichten immer komisch, auf Nachfragen wird doch bei vielen Kollegen immer korrigiert. Das die GEMA bei einem Mitglied nicht antwortet kann ich mit gar nicht vorstellen. Das ist wieder der Idee, so mal das Mitglied die Umsätze belegen kann. Dann wäre die richtige Weg die Klage gewesen. Dieser Weg wurde offensichtlich nicht beschritten. Warum? Die GEMA hätte dann auch alle Kosten des Gegners tragen müssen. Gerichtskosten Anwaltskosten etc- Es wäre nicht das erste Mitglied das den eigenen Verein verklagt hat.

    Es stimmt schon.
    Das System GEMA ist so kompliziert geworden, das man kaum durchblickt.
    Auf der anderen Seite will man alle gerecht bedienen, das führt zwangsläufig zu einem Dschungel an Regelwerk.

  15. Ja ja die gema zockt die kneipen nich ab ^^ und die kleinen kriegen auch ihr geld hahahahahaha. wundert mich nicht das profitöre der gema für sie positiv sprechen ohne wirklich ahnung zu haben wie das ganze funktioniert
    und wenn man dann es nichtmal schaft zu googeln wie die preise für ne kneipe sind
    ultrapeinlich

    ansonsten um mal das grundproblem zu nennen
    die gema kasiert kohle wenn in der kneipe cds abgespielt werden aber die macher der musik kriegen davon nix weil es die gema garnicht juckt was für musik da läuft
    das steckt sich die gema so ein
    und so werden massenhaft künstler betrogen von der gema
    Aber auch solche die ihre mzsik selber brennen weil auf die rohlinge zahlt man auch gema

    gibt noch mehr beispiele
    jedenfalls

    wenn man keine ahnung hat sollte man nix sagen und erst recht nich wenn man zu faul ist simple zahlen zu googeln

  16. Lieber / Liebe „DS!“,

    ich bin total froh, dass es so gut informierte Leute wie Dich gibt! Welche Zahlen meinst Du denn genau? Mit vagen Andeutungen kann ich leider nichts anfangen, ebenso wenig mit Hörensagen.

    Mein Tip: Leiste weiter Widerstand! Du wirst die Welt retten, wenn Du so weitermachst! Und vielleicht wird es durch Dich auch eine neue Rechtschreibreform geben, wer weiß?

    Alles Gute für Deinen Kampf gegen die „GEMA-Betrüger“!

    P.S.: Bist das hier eigentlich Du?
    https://youtu.be/b-_Y62ccNuk

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