Was brauche ich wirklich auf Tour? Equipment – Downsizing.

Seit 20 Jahren spiele ich nun Konzerte und schleppe Gitarren, Verstärker, Kabel und CDs vom Auto auf die Bühne und zurück. Irgendwann dämmerte es mir: Vielleicht ist es eine gute Idee, seine Ausrüstung leicht und kompakt zu halten, schon um den eigenen, alternden Rücken zu schonen. Da stellt sich natürlich die Frage: Was brauche ich als Gitarrist und Sänger mit einer Affinität zu schönen Gitarreneffekten eigentlich wirklich auf Tour? Mein erklärtes Ziel ist es, mein komplettes Tour – Equipment auf einem Fahrrad mit Anhänger zu transportieren – inklusive PA und Klamotten.

Wie macht Ihr das? Was haltet Ihr auf der Bühne für unverzichtbar – und wie kann man die benötigte Ausrüstung so kompakt wie möglich halten? Hier findet Ihr ein Video, das Kollege Thomas Schuber von GearGossip und ich letztes Jahr gemacht haben, um eben dieser Frage nachzugehen:

Seit der Produktion dieses Videos ist auch schon einiges passiert – meine Fortschritte möchte ich hier dokumentieren. Los geht es mit der Gitarre. Am schönsten ist es natürlich, mit einer 5000 Euro teuren, dickbauchigen Akustikgitarre zu spielen – aber wenn es klein und leicht sein muss, dann kann man auch mit einer Reisegitarre ganz akzeptable Ergebnisse erzielen. Ich präsentiere: Die Johnson „Trailblazer“:

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Eine kleinere Gitarre mit voller Mensur habe ich noch nicht gefunden, allerdings muss man beim Sound schon Abstriche machen… aber hey, es ist eben eine Reisegitarre und keine Gibson Jumbo.

Nächster Punkt: Meine Bodentreter – Armee.

Mein Koffer für Gitarren- und Gesangseffekte sowie zugehörige Kabel und Netzteile wog 2014 knapp unter 20 Kilo. Nicht sehr kompakt, möchte ich sagen – mittlerweile habe ich durch eine Investition von 800 Euro folgende Geräte ersetzen können:

  • Digitech Vocalist Live 3 (Gesangseffekte)
  • Line6 M9 Stompbox (Gitarreneffekte)
  • Digitech Jamman Delay (Looper & Delays)
  • Mischpult
  • Kleiner Amp als Monitor auf der Bühne
  • sämtliche zugehörigen Netzkabel und Verbindungskabel

Ersetzt wurde das alles durch ein Stück Technik des Herstellers TC Helicon, das VoiceLive 3:

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Die Tatsache, dass dieses Gerät so viele Funktionen in sich vereint, spart natürlich auch eine Menge Zeit beim Aufbau. Nur ein Gerät muss verkabelt werden – wenn man das überhaupt so nennen kann. Integriert sind neben einem digitalen Mischpult und In-Ear – Monitoring alle Gesangs- und Gitarreneffekte, die man sich wünschen kann. Und ein Multitrack – Looper obendrauf! Das ganze wiegt 2,5 Kilo inkl. externem Fußschalter. Not bad, eh?

Der größte Brocken: Die PA.

Nachdem ich viele Jahre mit meiner HK Audio „Lucas“ sehr zufrieden war (50 Kilo plus Kabel & Stative), habe ich sie durch zwei extrem kompakte und leistungsfähige PA – Systeme von Bose ersetzt. Ich stelle hier nur die kleine Variante vor, die ich für Konzerte mit maximal 100 Zuschauern benutze. Die BOSE L1 Compact. Sie wiegt ca. 8 Kilo und ist nicht größer als ein kleiner Gitarrenamp – kann dafür aber deutlich mehr. In diesem Video wird sie von zwei bekannten Gesichtern präsentiert:

Gear Gossip Am Event

Wie Ihr seht, ist diese PA innerhalb einer einzigen Minute aufzubauen und mit einer Hand zu tragen. Für mich ein Traum – und auch die größere Version (BOSE L1) steht dem kleinen Modell in Sachen Gewicht und „Tragbarkeit“ in nichts nach, nur dass man damit problemlos auch ein kleines Open Air beschallen kann.

Kleinvieh macht auch Mist:

Man schleppt ja so viel mit dich herum – zum Beispiel Mikrofonständer. Ich habe meinen Standard – Micstand mit Galgen durch einen von K&M ersetzt, der zwar nicht leichter ist, aber dafür zusammengeklappt nur 60 cm Länge misst. Lässt sich viel besser tragen und im Kofferraum verstauen – oder auf dem Fahrradanhänger.

Außerdem kann ich – wie wahrscheinlich viele Kollegen, die im Covergeschäft tätig sind – nicht alle 1000 Songs aus meinem Repertoire immer auswendig. Ein Notfall – Songbook in Papierform liegt deshalb meist mit auf der Bühne, auch wenn ich grundsätzlich der Meinung bin, dass man seine Songs im Kopf haben sollte. Wenn mir aber die vierte Strophe eines Liedes, das ich 1995 geschrieben habe, nicht mehr einfallen will, möchte ich nachschauen können! Deshalb habe ich meist auch noch einen Notenständer dabei, wenn auch nur einen kleinen, den man an den Mikrofonständer schrauben kann. Dieser wurde heute durch einen Smartphone – Halter ersetzt, meine Texte und gesamtes Repertoire sind nun auf meinem Telefon gespeichert, das ich sowieso immer griffbereit habe.

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Eingespart haben wir dadurch: Notenständer & eine Menge Papier, die ja schließlich auch etwas wiegt. Elektronen im Speicher meines Handys sind in jedem Fall leichter. Ob sich das bewährt, wird sich zeigen.

Jetzt frage ich mich: Habt Ihr auch Vorschläge, wie man die Schlepperei verringern kann? Wie macht Ihr das? Auf welches Equipment könntet Ihr auf keinen Fall verzichten? Ich freue mich auf Eure Anregungen und Kommentare hier, aber auch gerne auf Facebook.

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